6. Mai 2012

Macau IX: The Aftermath...

So, da bin ich nun wieder back in Town. Den letzten Tag habe ich ganz ohne Poker verbracht, was ich sichtlich genossen habe. Ich bin relativ früh aufgestanden und hab noch die letzten Sachen in Macau erledigt. Im Grand Lisboa und im StarWorld bekam man Membershipcards auf die nach einer bestimmten Anzahl gespielter Stunden Poker Punkte gutgeschrieben wurden, wie eine Art Rakeback halt. Jedoch absolut nicht mit unserem Knallerangebot in der LugnerCity damals 10€ die Stunde Rakeback zu vergleichen. Im Grand Lisboa tauschte ich meine Punkte ich zwei Dining Vouchers im Wert von jeweils 10€ und ein Ferryticket inkl. Shuttlebustransfer nach Hong Kong (Wert etwa 22€) ein. Für die übrigen Punkte holte ich mir zwei Luckychips, eigentlich ganz gewöhnliche Cardprotectors. Zum Mittag gab es noch ein letztes Mal diesen übertrieben geilen Sandwich, den ich schon einige Posts vorher erwähnt habe! Dann ging ich zum letzten Mal rüber ins StarWorld und auch dort meine Punkte einzulösen, hier erhielt ich einen sehr edlen Cardprotector im Stil einer Pokerkarte mit dem King of Spades!
Danach tauschte ich noch meine HongKong-Dollars back to Euro in den Wechselstuben in Macau-City und ging zum Hostel zurück um meine Sachen abzuholen. Ich fuhr mit dem Shuttlebus vom Grand Lisboa zum Ferry Terminal und nahm die Fähre um 17h. Um 18h kam ich dann in Hong Kong an und wurde bereits am Terminal von Jackey Wong erwartet. Ich weiß gar nicht ob ich ihn hier bisher überhaupt erwähnt habe. Wenn nicht, dann nochmal kurz, er ist ein 26 jähriger BWL-Student, der vor einigen Tagen links neben mir am Pokertisch saß. Ich kam dort mit ihm ins Gespräch und er erzählte, dass er für 2 Jahre in Deutschland gewohnt habe zum Studieren, in Hamburg und Düsseldorf. Er gab mir gleich seine Visitenkarte, erzählte mir, dass er aus Hong Kong kommt und einmal die Woche geschäftlich nach Macau muss, dies dementsprechend nutzt um pokern zu gehen. Darüberhinaus bot er mir an mir mal Hong Kong zu zeigen wenn ich Lust hätte.
Ich hatte mir genau das für den letzten Tag aufgehoben und so fuhren wir vom Terminal erstmal zur Central Station. Wo ich bereits einchecken und mein Gepäck aufgeben konnte, so dass ich das nicht länger mit mir rumschleppen musste. Danach fuhren wir mit der U-Bahn ein paar Stationen zum "Ladies Market". Das ist ein berühmter Markt in Hong Kong wo einem aller möglicher Kitsch angedreht wird. Von Klamotten über Uhren, bishin zu Handtaschen, Schuhen, Spielzeug, Headsets und und und gibt es hier einfach alles.
Nachdem ich bereits auf Malta eine T-Shirt Collection von Super Mario gekauft habe, konnte ich hier an diesem super geilen Hoodie von Super Mario natürlich nicht vorbeigehen und musste sofort zuschlagen. Über den Markt schlenderten wir jedoch nur einmal rüber und gingen danach mal wirklich traditionell chinesisch essen. Ich habe Jackey direkt gesagt, er soll mal was richtig traditionell gutes Chinesisches raussuchen, ich esse und bezahle nur.
Als Vorspeise gab es Reis mit Gemüse und Schweinegeschnetzeltem drin, aber kalt, außerdem zarte Hühnchenbruststreifen auf einer Art Kohl, auch kalt. Getrunken haben wir typischen Shanghai Milch-Tee-Kaffee mit Eiswürfeln. Etwa vergleichbar mit Eiskaffee. Als Hauptspeise gab es dann Rindfleischstreifen mit Salatgurken, die Salatgurken hatten ein ultraheftiges Dressing und waren so knackig, richtig gut!
Die zweite Hauptspeise war eine Suppe mit allerlei drin, Hühnchenfleisch und Gemüse. Dann gab es noch ein weiteres Gericht mit gebackener Hünchenbrust auch in einer Soße. Insgesamt war das Essen schon in Ordnung, dennoch bevorzuge ich auf jeden Fall die europäische Küche.
Danach fahren wir ein paar Minuten mit dem Taxi zu einer Karaoke-Dart-Bar, wo zwei von Jackeys Freunden einen kleinen Afterworkumtrunk abhalten und Dart spielen. Ich spiele auch eine Partie Dart gegen Jackey, verliere jedoch leider knapp. Danach krallt sich Jackey das Mikrofon und trällert noch ein paar chinesische Lieder Karaoke. Ich saufe mir noch zwei Bier rein bevor ich um 23h mit dem Taxi zur Central Station und von dort aus 20 Minuten zum Flughafen fahre. Nun gehts endlich wieder zurück nach Hamburg Ciddy!
Nun will ich mich noch einer kurzen Analyse des gesamten Trips widmen.
Zuerst einmal muss man sagen, dass ich mit der Fluggesellschaft FinnAir einen absoluten Volltreffer gelandet habe. Der Standard ist sehr nahe dem Lufthansastandard, angefangen von der Bequemheit der Sitze, über die Freundlichkeit des Personals bishin zur kulinarischen Versorgung während des Fluges. Auch die 9 Stunden Wartezeit aufgrund der Flugverschiebung wurden einem mit dem 17€ Essensvoucher und einer kostenlosen Übernachtung inkl. sehr gutem Frühstück in einem Airport-Hotel erträglich gemacht.
Mein Hostel hingegen war sicherlich vom Standard her das schlimmste was ich bisher je erleben musste. Wie bereits im ersten Post beschrieben, maß mein Zimmer etwa 5qm und hatte kein Fenster. Einfach ein Raum mit 4 Betonwänden und einer Tür drinnen. Außerdem fiel mir nach kurzer Zeit der nach einer Mischung aus Muff/Anstreichfarbe riechende Geruch auf, der sich aber weder weglüften noch anderweitig entsorgen ließ auf. So stanken auch meine ganzen Klamotten nach dem ekligen Zeug. (Maren weiß wovon ich spreche :) ) Auch das Lüften während ich im Zimmer war, brachte irgendwie nichts. Das Hostel verfügte außerdem nur über eine Dusche und eine Toilette für insgesamt ca. 12 anwesende Gäste was den ganzen Vormittag über Warteschlangen hervorrief. Die Dusche war außerdem nicht an einer Stange festzumachen, so dass man den Duschkopf die ganze Zeit in der Hand halten musste. Somit war ein richtig relaxtes Duschen irgendwie auch nicht möglich, weshalb es mir tagsüber auch ein bisschen an Vitalität fehlte. Nach einer guten Dusche fühlt man sich nunmal viel fitter.
Jedoch ist das generelle Problem natürlich einfach zu beziffern. Es gibt eben in ganz Macau keine günstigen Hotels, die Tophotels wie z.B. das StarWorld, Wynn oder Grand Lisboa kosten >150€ pro Nacht und auch die kleineren bieten kaum Zimmer unter 90€ die Nacht an.
Auf die Pokeraction muss ich nach meinigen vorherigen Posts denke ich auch nicht mehr so ganz detailliert eingehen. Für Pokerspieler ist ein Trip nach Macau meiner Meinung nach absolut nicht zu empfehlen.
Hier ein Zitat aus dem 2+2 Forenthread über Macau auf die Frage ob es sich lohnen würde mal einen Sommer in Macau zu verbringen und zu grinden:


"The poker in Macau at stakes comparable to US 1/2 and 2/5 is not as good as Vegas in general, but if you want an education in how to play at tables full of regs day in, day out, Macau's the place. However, Macau is a very cool place to chill for a few weeks or a month, and since you can play a little pokerz, it's worth it to go at least once. And, if you're a chunky munky, the hot humid summer there combined with healthy Asian food options might help you drop a few kilos."


Diesem Zitat ist nichts hinzu zu fügen. Wie bereits vorher beschrieben sieht man wirklich jeden Tag aufs Neue die gleichen Gesichter, alles Regulars, die jeden Tag >10h Poker for Living spielen. Darunter waren auch erstaunlich viele Frauen, die ebenfalls for living grindeten, dementsprechend auch relativ gut pokern konnten. Um hier ordentlich Geld zu schnappen muss man schon richtig gut sein, das Spiel der Regulars ist zwar nicht gut/aggressiv, dafür aber tight/passiv und mit wenig Fehlern behaftet, was es enorm erschwert große Pötte ohne das Megasetup zu gewinnen. Typisch krasse Livepoker-Fische, die man sonst in jedem Casino weltweit findet, die nur so mit Geld um sich werfen und scheisse bauen bis es kein Morgen mehr gibt, existieren hier so gut wie gar nicht bzw. in Macau sind eben auch die Fische deutlich besser. Alle Pokerspieler in Macau würden die Livegames in Europa dermaßen crushen, dass ich nur hoffen kann, sie bekommen nie Wind davon und lassen uns wenigstens das letzte Bisschen Geld in Livegames machen!
Außerdem ist das Rake verglichen mit Las Vegas extrem hoch. Der Cap für NL250 liegt hier bei 9,50€ und der Cap für NL500 bei 19,50€. In Las Vegas soll der generelle Cap wohl bei 6 U$D liegen, wie mir gesagt wurde. Somit ist unter diesen regverseuchten Voraussetzungen das Rake kaum zu schlagen und deshalb eher nicht zu empfehlen.
Die Frage ob es generell profitabel ist zu pokern oder nicht, stellt sich natürlich nicht. Es ist auf jeden Fall profitabel, aber eine Sache ist z.B. auch schon profitabel wenn man 1€ die Stunde gewinnt. Die Frage ist dann eben nur wer sich das geben möchte bzw. da der Spaßfaktor bei diesem Nutz-Only-Poker dann doch echt extrem sinkt, stimmt die zeitliche Aufwendung in meinen Augen nicht mit dem Ertrag überein.
Ein weiterer durchaus negativer Punkt sind die ganzen Wartelisten, die im Grand Lisboa, Wynn und Venetian täglich vorherrschen. Lediglich im StarWorld bekommt man so gut wie immer nach kurzer Wartezeit von 5-15 Minuten einen Seat am Tisch. In allen anderen ist es nahezu aussichtslos zu normalen Zeiten z.B. ab 16h Nachmittags bis Nachts um 4h einen Platz zu bekommen. Das absolut schärfste war, dass ich mich im Lisboa einen Tag als 39. in die Warteliste eingetragen habe. Man kann es sich halt so vorstellen, dass es z.B. im Wynn 10 Pokertische gibt und die in oben genannter Primetime rappelvoll sind, so dass die Kapazitäten für mehr Spieler einfach fehlen. Gut wiederum war, dass die 3 größten Rooms: Grand Lisboa, Wynn und StarWorld jeweils 5 Minuten fußläufig auseinander liegen und man so einfach ohne großen Aufwand nach Action suchen kann.
Ein guter Aspekt für alle Highroller ist sicherlich, dass jeden Tag absolute Highstakes wie NL5.000€-NL20.000€ (vorwiegend im Wynn) bishin zu den Nosebleeds NL100.000€-NL200.000€ im StarWorld laufen. Außerdem ist auch positiv anzumerken, dass die Cashgames 24 Stunden durchlaufen, so laufen zu den besten Zeiten etwa 10 Tische und morgens um 8h, wo sicherlich der tote Punkt erreicht ist, laufen aber trotzdem im Grand Lisboa und Wynn noch mindestens 3 voll besetzte Tische.
Was für mich auch recht langweilig war ist die Tatsache, dass es in Macau außer den großen Hotelbauten nichts besonderes zu sehen gibt und man auch sonst außer in den Casinos wenig produktives machen kann. Da mich alle anderen Casinogames nicht die Bohne interessieren, blieb mir da eben nur Poker.
Als Fazit bleibt mir also nur noch zu sagen, dass es Overall für reine Pokerspieler keinesfalls zu empfehlen ist und ich dementsprechend auch nie wieder dorthin fahren werde. Trotzdem bin ich nun wieder um eine Erfahrung reicher und hab außer meiner glorreichen Homerunde auch erstmal keine Lust mehr auf ätzende Livecashgames. Ich gehe dennoch davon aus, dass es im Sommer wieder irgend ne Poker-Tramp-Tour mit ganz viel geiler Blogscheisse geben wird, jedoch bin ich jetzt erstmal weit davon entfernt mir Gedanken darüber zu machen. Jetzt haben mich erstmal die Games im Internet wieder, worauf ich mich nach zwei Wochen dauerfolden und rumgenitte bis die Kerste brennt auch sehr freue!
So far, haut rein!

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